Keine Romantisierung, bitte. „Autonomie der Migration“ im Streitgespräch

ak – zeitung für linke debatte und praxis / Nr. 482 / 19.3.2004

Martina Pech und Olaf Bernau (alias Gregor Samsa) vom Arbeitsschwerpunkt „Arbeit, Migration, Prekarisierung“ haben sich mit Ade Alabi und Sunny Omwenyeke von The Voice und der Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen zum Streitgespräch getroffen.

Martina Pech: Wir möchten mit einem Auftaktstatement beginnen: In den letzten Jahren ist immer wieder von der „Relativen Autonomie der Migration“ die Rede gewesen. Danach lebten die Menschen in der Peripherie unter mehrheitlich katastrophalen Bedingungen; dennoch entschieden sich täglich unzählige von ihnen zur Flucht bzw. Migration; sie zielten darauf ab, ihr Leben stärker gemäß ihrer eigenen Hoffnungen und Wünsche zu gestalten. Diese Betonung des aktiven bzw. aneignenden Handelns wird gemeinhin als notwendige Reaktion auf die in linken und antirassistischen Zusammenhängen vorherrschende Tendenz gerechtfertigt, die Macht ökonomischer und anderer Herrschaftsverhältnisse zu stark in den Vordergrund zu stellen – zu Ungunsten all der (kleinen) Erfolge, die Menschen permanent in ihren alltäglichen Kämpfen erringen würden. In diesem Sinne könnten Flüchtlinge und MigrantInnen auch als Pioniere einer „Globalisierung von unten“ bezeichnet werden: Sie entwickelten transnationale Netzwerke und kämpften für ihre eigenen Interessen, ohne sich von nationalstaatlichen Grenzen oder anderen Maßnahmen moderner Migrationspolitik abschrecken zu lassen. Wie steht ihr zu solchen Überlegungen?

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