Hinein ins Handgemenge!

Warum die Proteste gegen den G8-Gipfel ihren Ausgang in konkreten Auseinandersetzungen wie dem Kampf für Ernährungssouveränität nehmen müssen

Jungle World Nr. 15, 11. April 2007

Allen Unkenrufen zum Trotz, eines dürfte die an dieser Stelle geführte Debatte hinlänglich deutlich gemacht haben: Es gibt sehr wohl eine Vielzahl an Gründen, den offiziellen G 8-Zirkus nicht leichtfertig vorbeiziehen zu lassen, sondern als öffentlichkeitswirksame Chance zur politischen Selbstverständigung, ja Frischzellenkur zu begreifen. Denn die einschlägigen, zu Beginn der Debatte vornehmlich von Stephan Weiland (Jungle World 03/07) heftig ventilierten Kritikfiguren wie »struktureller Antisemitismus«, »verkürzte Kapitalismusanalyse« oder »nationalprotektionistische Sozialstaatsromantik« taugen zur Abgrenzung nicht wirklich. Sie sind schon lange fester Bestandteil globalisierungskritischer Diskurse, darauf haben insbesondere Petra Fischer und Sabine Beck (04/07 bzw. 12/07) aufmerksam gemacht. Es führt mit anderen Worten kaum ein Weg am viel zitierten Handgemenge vorbei, jedenfalls für alle, die sich dem Projekt emanzipatorischer Gesellschaftsveränderung weiterhin verpflichtet fühlen.

Je stärker die Debatte in konkrete, praktischer Intervention verpflichtete Bahnen geraten ist, desto ungeschminkter sind ihre eklatanten Schwachstellen zu Tage getreten: Nicht nur alltägliche Kämpfe werden in der Mehrzahl der Beiträge ausgeblendet; auch Perspektiven des Südens finden allenfalls am Rande Erwähnung. Das verleiht dem Ganzen einen seltsam entrückten, ja gespensterhaften Charakter – nirgendwo wird dies offenkundiger als bei Mario Möllers Tiraden gegen den geplanten Aktionstag »Globale Landwirschaft« (08/07) – doch dazu später.

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