Transnationale Aufbrüche. Von der Bamako-Dakar-Karawane zum alltäglichen Widerstand
ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 567 / 16.11.2011
Der Auftakt war zweifelsohne ungewöhnlich – jedenfalls in einer Zeit, in der die Auswirkungen der umfänglichen (Selbst-)Demontage internationalistischer Solidaritätspraxis im Laufe der 1990er Jahre immer noch schmerzlich spürbar sind: Rund 250 afrikanische und europäische BasisaktivistInnen reisten Anfang 2011 im Rahmen der Bamako-Dakar-Karawane für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung politisch-interventionistisch durch Mali und Senegal (ak 560) – ein Unterfangen, dessen programmatische Stoßrichtung durch das von einem malischen Teilnehmer stammende Bonmot „…denn wir leben von der gleichen Luft“ pointiert zum Ausdruck gebracht wurde (1).
Zugleich entpuppte sich im Anschluss die Aufrechterhaltung der neu entstandenen Kontakte angesichts äußerst unterschiedlicher Handlungsvoraussetzungen bzw. Lebensrealitäten als vergleichsweise kompliziert – so sehr das transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact gestärkt aus seinem ersten größeren Projekt hervorgegangen ist: Während die europäischen AktivistInnen vor allem Nachbereitungsmaterialien erstellten, Gelder organisierten und öffentlichkeitswirksame Delegationensreisen nach Tunesien bzw. in das an der tunesisch-libysche Grenze gelegene Flüchtlingslager Choucha unternahmen (ak 563), verschärfte sich die gesellschaftliche Dauer-Krise in den vergangenen zwölf Monaten in Mali bzw. Westafrika einmal mehr.
Weiterlesen