Wenn jemand brennt, dann schreit er!“ Bis heute verhindern Polizei und Justiz eine Aufklärung der Todesumstände von Oury Jalloh
ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 577 / 16.11.2012
Olaf Bernau: Vor 8 Jahren ist dein Freund Oury Jalloh ums Leben gekommen, was hat sich seitdem für dich verändert?
Mouctar: Bah: Als ich nach Dessau kam, habe ich mich vor allem mit meinem Telecafe beschäftigt, Politik hat kaum eine Rolle gespielt. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass Menschen so grausam, so verbrecherisch, so kriminell sein können. Aber dann lagen all die Indizien auf den Tisch und ich habe gemerkt, dass es wirklich so schlimm ist. Weiße gegen einen Schwarzen. Früher habe ich meine Farbe nicht gesehen, doch plötzlich war klar, du lebst auf einem fremden Kontinent.
Wie haben die Proteste in Dessau begonnen?
Wir waren 45 Leute, fast nur Schwarze, ich war der einzige, der einen Aufenthalt hatte. Am Anfang hatten wir starke Zweifel, es gab viele Gerüchte. Wir sind zur Polizei gegangen, die haben aber sehr aggressiv reagiert. „Wenn ihr nicht weggeht, dann gibt es eine Anzeige!“ Weil sie eine Mauer gebaut haben und wir keine Informationen bekommen sollten, haben wir uns entschieden, auf die Straße zu gehen. Und das ist uns auch gelungen, ohne uns hätte es keinen Prozess gegeben. Gleichzeitig sind viele Leute, die mit mir auf der Straße waren, abgeschoben worden. Denn jede Demo wurde gefilmt, und einer nach dem anderen wurde abgeschoben. Ja, wir haben einen Stuhl nach dem anderen umgedreht, der kommt nicht mehr, wir wurden immer weniger.
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