Im Schnittfeld von Land und Stadt. Werkstattbericht zur Solidaritätsarbeit mit bäuerlichen Bewegungen in Mali

ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 604 / 21.04.2015

Seit 2012 ist das transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact damit zu Gange, Bündnisse mit Kleinbauern und -bäuer_innen in Mali zu schmieden, die von unterschiedlichen Formen von Landgrabbing betroffen sind. In einem Werkstattbericht soll daher aus unterschiedlichen Blickwinkeln eine erste Zwischenbilanz gezogen werden, auch um die dortigen Prozesse mit hiesigen Debatten zur transnationalen Organisierung bzw. internationalistischen Solidaritätsarbeit kurzzuschließen (1.)

Die Szene Anfang März 2015 wirkt wie aus einem anderen Film – jedenfalls aus europäischer Perspektive: Ein hochbetagter, schon lange erblindeter Dorfchef hat zusammen mit zwei ebenfalls sehr alten Männern vor seiner türlosen Hütte Platz genommen. Anlass ist die Begrüßung einer 12-köpfigen Delegation des transnationalen Netzwerks Afrique-Europe-Interact (AEI), darunter drei Aktivist_innen aus Europa (2). Doch die aktuelle Lage des 250 Kilometer nordöstlich der malischen Hauptstadt Bamako gelegenen Dorfes Sahou ist ungleich dramatischer, als es die in landesüblicher Gelassenheit durchgeführte Begrüßungszeremonie vermuten lässt. Denn seit 2010 haben Sahou und sein Nachbardorf Sanamadougou schrittweise einen Großteil ihrer Ackerflächen durch Landgrabbing verloren – eine existentielle Katastrophe, die durch den zynisch anmutenden Umstand unterstrichen wird, dass vor allem nachts in den schmalen, von niedrigen Lehmmauern gesäumten Gassen Sahous allenthalben das Brummen der Maschinen und Kühlanlagen des Agrobusiness-Unternehmens Moulins Modernes du Mali zu hören ist.

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