„Ein Bruch tut not“. Der in Hamburg praktizierte Militanzfetischismus führt linken Protest in eine Sackgasse.

taz, 15./16.07.2017

Das, was während des G20-Gipfels in Altona und auf der Schanze passiert ist, liegt nicht im Interesse einer gesellschaftlichen Linken, der es um grundlegende Gesellschaftsveränderung geht. Ihre inhaltlichen Anliegen wurden durch das militanzfetischistische Spektakel – im Ping-Pong mit einer ebenfalls auf maximale Eskalation getrimmten Polizei – in keinster Weise nach vorne gebracht. Vielmehr wurde das Risiko eines massiven Sympathie- und Vertrauensverlustes in benachbarten politischen Milieus leichtfertig in Kauf genommen. Mehr noch: Hamburg ist weit hinter die zukunftsweisenden Erfahrungen rund um den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm zurückgefallen. Damals war es immerhin gelungen, sich auf eine spektren- und bewegungsübergreifende Protestchoreographie zu verständigen – ohne Alleingänge à la Campact & Co.

Aber auch inhaltlich waren die vergangenen Tage eine echte Nullnummer – jenseits der bei Großereignissen fast schon obligatorischen Debatten um Grundrechte: Ob die Hungerkatastrophe in Ostafrika, der Klimawandel, die Toten an den Grenzen oder die fatale G20-Afrika-Politik, bei keinem dieser und vieler weiterer Themen ist es den Protesten gelungen, die G20-Regierungen unter ernsthaften Legitimationsdruck zu setzen. Und das nicht zuletzt deshalb, weil die in den militanten Auseinandersetzungen entstandenen Bilder viel zu stark, ja blendend waren, als dass es noch möglich gewesen wäre, Inhalte erfolgreich zu platzieren – ein Manko, das am Ende weder der Alternativgipfel noch die Abschlussdemo wettmachen konnten.

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