24.01.2022 | Kontraproduktive Sanktionen. Nach dem Putsch in Mali hat Westafrika drakonische Strafen verhängt. Dabei kann die Übergangsregierung sehr wohl Erfolge vorweisen (taz-Kommentar)
Dieser Kommentar ist am 24.01.2022 in der tageszeitung taz erschienen.
Die jüngere Geschichte Malis lässt sich entlang verschiedener Stränge erzählen. Einer beginnt im Frühsommer 2020. Damals versammelten sich Zehntausende zu Massendemonstrationen in Bamako, mobilisiert von einer Regenbogenkoalition aus linken, zivilgesellschaftlichen und religiösen Kräften. Die Menschen forderten den Rücktritt von Präsident Ibrahim Boubacar Keita. Dieser fiel insbesondere durch Korruption und Vetternwirtschaft auf – zudem zeigte er sich unfähig, gegen die Vielfachkrise im Norden und Zentrum des Landes vorzugehen, nicht zuletzt gegen den dschihadistischen Terror. Umso größer war der Jubel, als die Armee intervenierte und eine aus Militärs und Zivilist:innen zusammengesetzte Übergangsregierung bildete. Bereits damals betonte die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS, dass Putsche unakzeptabel seien. Gleichzeitig war offenkundig, dass eine breite Mehrheit der Bevölkerung den Putsch befürwortete, die ECOWAS vereinbarte daher mit ihrem Mitgliedsstaat Mali eine 18-monatige Übergangsfrist.
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